Ausstellung

zur Geschichte der Feuerwehr in der Südpfalz von 1700 – 1800

Quelle Website Kreis Südliche Weinstraße Karte Verbandsgemeinden aufgerufen  August 2019

Südpfalz – welches Gebiet ist eigentlich gemeint?

Mit der Region Südpfalz wird hier das Gebiet in den Grenzen des Kreises Südliche Weinstraße verstanden mit den Verbandsgemeinden Annweiler, Bad Bergzabern, Edenkoben, Herxheim, Landau-Land, Maikammer und Offenbach. Die kreisfreie Stadt Landau liegt in der Mitte des Kreises, während im Osten der Kreis Germersheim an den Rhein anschließt. Im Süden erstreckt sich das französische Elsass, im Westen beginnt der Pfälzer Wald und im Norden befinden sich Neustadt an der Weinstraße und die alte „Hauptstadt der Pfalz“, Speyer.

Der Kreis besteht aus 54 Ortsgemeinden, von denen jede eine Feuerwehr hatte oder hat.

Von 1816 bis 1945 gehört die Südpfalz zum bayerischen „Kreis Rheinpfalz“. Diese Region entspricht räumlich den damaligen Bezirken Bergzabern und Landau, ein­schließlich der Stadt Landau.

Vor dem Ende der napoleonischen Herrschaft (1793-1814) ist die Südpfalz Teil Frankreichs, verteilt auf verschiedene Departements. Der Westen liegt De­partement Mont-Tonnere (Donnersberg), der Süden im Departement Bas-Rhin (Nieder-Rhein) im Elsass. Die Gemeinden der Südpfalz hatten im Rahmen der französischen Revolution selbst um die Aufnahme (1793) in die Französische Republik nachgesucht.

 Der Brand in der österreichischen Botschaft 1810 in Paris1847 Holzstich aus der „Illustrirten Zeitung“ vom 8. April 1847, © akg-images GmbH, Berlin
Karlsruher Theaterbrand Holzstich aus der „Illustrirten Zeitung“ vom 8. April 1847, © akg-images GmbH, Berlin

Im deutschen Reich des Mittelalters ist die Südpfalz (bis 1793) in zehn unabhängige Herrschaften unterteilt, angefangen von den kleinsten bis zu den größten. Die flächenmäßig größten Territorien gehören den pfälzisch-bayerischen Wittelsbachern mit dem Herzogtum Pfalz-Zweibrücken und der Kurpfalz. Danach folgt das geistliche Hochstift Speyer in Bezug auf die Flächengröße. Sogar der König von Frankreich besitzt einige Dörfer in dieser Region.

Im Jahr 1763 wird in Bergzabern die erste Pflichtfeuerwehr in der Südpfalz gegründet.

Ab 1648 intensivieren sich die Bemühungen in der Stadt Bergzabern und der Verwaltung des Herzogtums Pfalz-Zweibrücken in Zweibrü­cken in Bezug auf aktiven und passiven Brandschutz. Dies zeigt sich durch Stadtordnungen, Policeyordnungen und später durch eigene Feuerordnungen.

Die Stadt Bergzabern erlässt im Jahr 1689 und erneut 1775 eine städtische Feuerordnung; das Oberamt Bergzabern gleichfalls am 11. Mai 1793 seine eine „Instruction vor das Oberamt Bergzaberns, wie sie sich in Polizeysachen zu erhalten habe“.

 In einer Verordnung vom 31. Mai 1575,an ihre nachgeordneten Oberämter werden von der Regierung in Zweibrücken  Oberämter, darunter das Amt Bergzabern,  werden erstmals auch Regeln für den Einsatz von Feuerlöschmitteln und Spritzen festgelegt. Diese Regelung scheint nötig, da z.B. die Stadt Bergzabern bereits seit 1763 drei Feuerspritzen besitzt. Für ihre Bedienung ist die Benennung einer speziellen Spritzenmannschaft, also einer Löschmannschaft, erforderlich. Diese bildet den Kern einer zukünftigen Feuerwehr.

Die Brände von Paris 1810 und der Theaterbrand von Karlsruhe 1847 führen zu Reaktionen von Staat und Zivilgesellschaft.

Der Brand während dem Empfang zur Hochzeit von Kaiser Napoleon mit Marie-Louise von Österreich in der österreichischen Botschaft in Paris im Jahr 1810 ist Anlass für die Neuorganisation der Pariser Feuerwehr (militärisch organisierte Berufsfeuerwehr). Erfolgreich erstmals beim Theaterbrand in Karlsruhe im Jahr 1847 angewandt beginnt eine neue Ära für das Feuerlöschwesen in Südwestdeutschland.

Geschichte der Feuerwehr in der Südpfalz 1800 – 1871

Die Feuerwehr in der Südpfalz während der französischen Zeit von 1793 bis 1813

Im Jahr 1807 erlässt die französische Verwaltung eine Feuerordnung für das Departement du Bas Rhin. Ihr zentraler Fokus liegt auf dem Wechsel von Strohdächern zu Ziegelbedachungen. In den Gemeinden wird 1812 von ihr zudem angeregt, Feuerspritzen anzuschaffen, vor allem in den Städten. 1815 werden Bestimmungen dieser Verordnung von der preußisch-österreichischen Administrationskommission für die Gebiete südlich der Queich übernommen. Dies galt, bis das Gebiet durch den österreichisch-bayerischen Vertrag von Ried an Bayern fiel (1826).

Die Feuerwehr in der bayerischen Pfalz (Rheinkreis, später Rheinpfalz-Kreis) von 1826 bis 1870 –
Bayerische Feuerordnung von 1792

Bayerische Rheinpfalz 1826-1945 . Otto Herkt: Allgemeiner Handatlas, Berlin 1900

Bereits im Jahr 1792 wird im Kurfürstentum Bayern eine umfassende Feuerordnung mit beeindruckenden 170 Paragraphen erlassen. Sie gilt „für sämtliche Städte und Märkte sowie für die übrigen Dorfschaften im Lande, soweit sie dort anwendbar gemacht werden konnte“. Allerding nicht für die 1777 an Bayern gefallenen Gebiete der Kurpfalz links und rechts des Rheins.

Die Feuerordnung enthält auch für Dörfer Bauvorschriften (§ 2), darunter Abstandsvorgaben.). Die Abstände zwischen den Häusern betragen 20-24 Schuh auf jeder Seite (entsprechend 40-48 cm). Zudem werden in § 63 Regelungen für die Anschaffung von Feuerspritzen festgelegt.

Dabei variiert ihre erforderliche Anzahl je nach Gemeindegröße. § 18 regelt besonders für die Dörfer feuergefährliche Nutzungen für die Backöfen und das Flachsdörren auf offenem Feuer. In § 77 ist erstmals auch für die Dörfer eine Mindestausstattung an Lösch­geräten zur Brandbekämpfung festgelegt

In Dörfern mit mindestens 12 Haushalten sind von den Gemeinden   innerhalb von höchstens 2-3 Jahren mindestens eine oder mehrere großvolumige Handspritzen aus Messing, Kupfer oder Metall zu beschaffen. Ebenso sollen die übrigen Löschgeräte, darunter Wassereimer, Feuerleitern, Feuerhaken und ähnliche Ausrüstung, erworben und in gutem Zustand an einem festgelegten Ort, in der Nähe der Kirche, aufbewahrt werden.“

Historische Entwicklungsbedingungen 1800 -1850

Zwischen 1800 und 1850 erlebt der deutsche Südwesten durch die erste industrielle Revolution eine wirtschaftliche Blüte. Diese Ära bringt bedeutende technologische Fortschritte im Feuerlöschwesen hervor, darunter innovative Spritzen und Leitern von regionalen Unterne­men wie der Firma Carl Metz (1842, Heidelberg) und C.M. Magirus (1862, Ulm).

Die erkämpfte Vereins- und Versammlungsfreiheit nach den „Befreiungskriegen“ von 1815 und der Revolution von 1848/49 ermöglicht die Gründung von Freiwilligen Feuerwehren.

 

Handdruckspritze von Carl Metz, Heidelberg aus dem Jahr 1843 im Feuerwehrmuseum in Salem am Bodensee Foto Thomas Neiss

Gleichzeitig entstehen ab 1821 Brandschutzversicherungen, gefolgt von Feuerwehrunfallkassen nach 1870, die die Sicherheit und Absicherung von Feuerwehrleuten vorantreiben.

1846 erste „moderne“ Freiwillige Feuerwehr in Karlsruhe-Durlach

Christian Hengst (1804-83), Stadtbaumeister in Durlach, initiiert zu­sammen mit Carl Metz die Gründung des „Pompiers-Corps. Durlach“, angelehnt an die militärische Feuerwehrorganisation in Frankreich, jedoch unter Beteiligung von „Freiwilligen aus der Turnerbewegung“. Diese Feuerwehr ist die erste ihrer Art mit fortschrittlicher technischer Ausrüstung, einer körperlich trainierten Freiwilligenmannschaft und einer klaren inneren Organisation.

Das Corps besteht aus drei Gruppen:

Die Steiger löschen unmittelbar den Brand und retten vom Feuer bedrohte Menschen. Sie sind dafür speziell ausgebildet.

Die Spritzenmänner bedienen die Löschmaschinen und schaffen das Löschwasser heran.

Die Ordnungsmänner sichern die Brandstelle, bewachen das ge­borgene Brandgut und garantieren die öffentliche Sicherheit.

Diese Organisationsstruktur prägt bis heute die Feuerwehren in Deutschland

Im Jahr 1859 führt das Bezirksamt Bergzabern Verhandlungen mit den Gemeinden zur Gründung von Feuerwehrbezirken, um eine gemeinsame Spritze zu erwerben. Bis 1877 entstehen in der Südpfalz folgende Freiwillige Feuerwehren Bergzabern (1863), Stadt Landau (1864), Queichhambach (1867), Annweiler (1867). Es folgen Billigheim, Ingenheim, Rohrbach (1875). Bereits 1868 wird die Haus-Feuerwehr im heutigen Pfalz-Klinikum in Klingenmünster begründet (Werks-Feuerwehr). Die freiwillige Feuerwehr Gleiszellen-Gleishorbach entsteht 1872.

 „Dorffeuerwehren“ besitzen auch vorher bzw. parallel zu ihrer Gründung Feuerwehrspritzen, für die geschulte Spritzenführer notwendig sind, so zum Beispiel in Barbelroth 1874 oder in Rohrbach 1878.

Entwicklung der Feuerwehren in der Südpfalz von 1870 – 1960

Die Feuerwehren in der Südpfalz von 1870 bis 1927

Initiativen zur Gründung von Feuerwehren nach 1870/71 sind in der Pfalz wenig erfolgreich, bis 1877 entstehen anders als im übrigen Bayern im Bezirksamt Bergzabern neben Gleiszellen-Gleishorbach (1873) nur fünf weitere Feuerwehren u.a. in Annweiler (1867), Bergzabern (1863), Klingenmünster (Kreisirrenanstalt 1866), Billigheim und Mühlhofen.

1873 stimmt der Pfälzischen-Kreis-Feuerwehr-Verband (Generalhauptversammlung am 8. Juli in Frankenthal) einer „Distriktspolizeilichen Feuerlösch-Ordnung für die Gemeinden der pfälzischen Amtsbezirke“ zu. Sie sieht ein Nebeneinander von Freiwilligen und Pflichtfeuerwehren vor. Offensichtlich hat sie kaum Wirkung erzielt.

Circular des Bezirksamtes Bergzabern Nr. vom 19. Februar 1875 Errichtung von Feuerwehren betr.

Im Circular 10 vom 13. Februar 1875 des Bezirksamtes (Rund-Erlass an die Bürgermeistereien) “ Obwohl die bestehende Gesetzgebung den Distrikts-Polizeibehörden die Befugnis einräumt, Feuerlöschordnungen auf dem Zwangswege einzuführen, wovon in manchen Theilen Bayern ausgiebig Gebrauch gemacht wird, so hat die unterfertigte Behörde zu dem gesunden Sinne und dem richtigen Verständnisse für das allgemeine Wohl der Amtsangehörigen so viel Zutrauen, daß der Weg der Güte auch zum erwünschten Ziele führen werde“. Das Bezirksamt erwartet von den „Ortsvorstehern, daß sie dem so wichtigen Zweige ihrer Amtsthätigkeit dem Feuerlöschwesen die gebührende Aufmerksamkeit und Rührigkeit zuwenden und nicht nur für Errichtung neuer Feuerwehren wirken, sondern, auch dort wo solche bereits bestehen für deren Erhaltung und Weiterentwicklung nach Kräften thätig sein werden“.

Im Jahr 1877 existieren in 11 Gemeinden des Bezirks Bergzabern überhaupt keine organisierten Löschmannschaften. In 9 Gemeinden sind sie zwar organisiert, existieren aber nur auf dem Papier, und in sieben Gemeinden stehen die erst jüngst gegründeten freiwilligen Feuerwehren vor der Auflösung. Initiiert von der Feuerwehr an der Kreisirrenanstalt in Klingenmünster bildet sich1877 der Pfälzische Bezirks­feuerwehr-Verband Bergzabern. Sein Ziel ist die Etablierung neuer Feuerwehren durch eine die Gemeinden zur Gründung verpflichtenden Feuerlöschordnung.

Am 26. Juli 1880 tritt die „Distrikts -Feuerlöschordnung für das Bezirksamt Bergzabern“ in Kraft

Sie regelt das Feuerlöschwesen in der Südpfalz grundlegend neu. Die Gemeinden sind rechtlich verpflichtet, Gemeindefeuerwehren als Pflichtfeuerwehren mit einer Dienstpflicht für alle diensttauglichen männlichen Erwachsenen im Alter von 20 – 50 Jahren einzurichten. Freiwillige Feuerwehren gibt es nicht mehr. Im Bezirk Bergzabern entstehen 1880 18 neue Pflichtfeuerwehren. Bestehende Freiwillige Feuerwehren werden in Pflichtfeuerwehren umgewandelt.

Bis zum Ersten Weltkrieg stabilisiert sich die Anzahl der Feuerwehren auf 57, auch nach dem Ersten Weltkrieg (1920) ändern sich Anzahl und Organisation nicht. Im Jahr 1927 gibt es in 53 Gemeinden 59 Feuerwehren, darunter 57 Ortswehren, 1 Werks- (Sarnstall) und 1. Anstalts- Feuerwehr (Klingenmünster).

Die Feuerwehren in der Südpfalz von 1933 bis 1945

Der Aufstieg der NSDAP hinterlässt auch in der Feuerwehr Spuren. Die Anpassung der deutschen Feuerwehrführung an den neuen NS-Staat erfolgt bereits 1933. Juden dürfen ab diesem Zeitpunkt nicht mehr Mitglieder einer Feuerwehr werden. Die Leitungen der Feuerwehren passen sich durch „freiwillige“ Rücktritte und Neubesetzung der Vereinsämter den neuen Verhältnissen an. Wie „freiwillig“ diese „Anpassung“ in der Pfalz verläuft, ist bislang nicht erforscht. Beim Brand der Synagoge in Landau sichert die Feuerwehr die umliegenden Gebäude vor den Flammen.

Mit dem Reichsfeuerwehrgesetz von 1938 verloren die Feuerwehrvereine ihre organisatorische Eigenständigkeit, und die Feuerwehren wurden zur Hilfspolizei der Deutschen Polizei unter der Führung von Reichsführer SS Heinrich Himmler.

Neubeginn nach 1945 als Freiwillige Feuerwehren – Entnazifizierung 1945-48

Ab Mai 1945 unterstehen die Feuerwehren der Zivilverwaltung in der französischen Besatzungszone. Sie verlieren ihren Status als Polizei­truppe. Nach den Vorgaben der französischen Verwaltung sollen alle Mitglieder der NSDAP, die vor 1933 der Partei beigetreten sind oder, oder von SS und SA aus ihren Funktionen entfernt werden. Für die Feuerwehren betrifft das in der Regel nur ihre Kommandanten.

In den Jahren 1945-48 scheiden z.B. im der Südpfalz benachbarten Baden durch freiwillige oder zeitbedingte Niederlegung ihrer Tätig­keit zwölf Kreisbrandmeister aus dem Amt. Sechs Amtsinhaber verlieren ihre Position durch Urteile der badischen Spruchkammern für die Entnazifizierung. 1949 erfolgt eine allgemeine Amnestie.

Mit der Gründung des Landes Rheinland-Pfalz im Jahr 1946 begann auch ein Neuanfang für die Feuerwehren in der Südpfalz. Die Feuerwehr wird wieder eine Aufgabe von Städten und Gemeinden. Im Gegensatz zur Vorkriegszeit werden sie als Freiwillige Feuerwehren organisiert. Davon abweichend bleibt die Feuerwehr in Bergzabern weiterhin eine Pflichtfeuerwehr.

Geschichte der Feuerwehr Gleiszellen-Gleishorbach 1872 – 1970

Gleiszellen mit St. Dionysius 2023 Foto Thomas Neiss
Gründungsbeleg Freiwillige Feuerwehr Gleiszellen-Gleishorbach hier Spalte 3 1872 LA Speyer Akte Bezirksamt Bergzabern Feuerwehr Foto Thomas Neiss
Gleishorbach 2023 Foto Thomas Neiss

Nachweislich der Akten im Landesarchiv RLP in Speyer wird im Jahr 1872 die älteste Freiwillige Dorf-Feuerwehr in der Südpfalz in Gleiszellen-Gleishorbach gegründet.

Nur zwei konkrete Hinweise auf das Feuerwehrwesen der Gemeinde gibt es für die Zeit davor. 1823/25 wird Gleiszellen-Gleishorbach einer der 24 „Feuerspritzenbezirke“. In entsprechende Bezirke hat das Landkommissariat Bergzabern (Vorgängerbezeichnung für das Bezirksamt) die kleinen Gemeinden zusammengefasst. Sie sollen gemeinsam im Brandfall eine Feuerspritze in ihrem Bezirk einsetzen. Gleiszellen-Gleishorbach ist der „Spritzenbezirk“ 13.

Für das Jahr 1871 gibt es einen amtlichen Hinweis auf eine Feuerlöschordnung für die Gemeinde. Ihr Inhalt ist nicht bekannt.

Gründung der Freiwilligen Feuerwehr im Jahr 1872

Freiwillige Feuerwehren bilden sich in dieser Zeit in der Regel in größeren Städten und Gemeinden aus bürgerlichen Vereinen wie der Turnerbewegung. Insoweit ist die Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr in einem Winzerdorf mit damals um die 800 Seelen wie Gleiszellen-Gleishorbach mit seinen bäuerlich geprägten Bewohnern bemerkenswert.

Wer im Dorf dazu die Initiative ergriffen hat, ist leider nicht bekannt. Das Protokollbuch der Feuerwehr Gleiszellen-Gleishorbach wird mit einem Bericht über die Generalversammlung des Vereins im Jahr 1874 (Wahlen) eröffnet. Zwei Protokollbücher im Archiv in Bad Bergzabern dokumentieren für die Jahre 1880-1933 die jeweiligen Generalversammlungen mit ihren Wahlen und die Sitzungen des Verwaltungsrates. Sie berichten über Übungen und aus dem regionalen Verbandsleben. Unter den Namen von Kommandanten und Mitgliedern im Verwaltungsrat finden sich viele heutige Familiennamen wieder.

Gründung der Gemeinde-(Pflicht) -Feuerwehr 1880

Am 5. August 1880 versammeln sich die Feuerwehrpflichtigen im Schulhaus von Gleishorbach zur „Gründungsversammlung der Gemeindefeuerwehr“. Im April jeden Jahres sind von da an unter dem Vorsitz des Bürgermeisters Jahresversammlungen abzuhalten (§ 37 der „Distriktspolizeilichen Feuerlösch-Ordnung vom 26. Juli 1880“) abzuhalten. In ihnen hat der Kommandant “über Stand und Tätigkeit“ Bericht zu erstatten. Alle vier Jahre werden „durch die Feuerwehrmannschaft fünf Vertrauensmänner gewählt“. Ihre Aufgabe ist es, „dem Bürgermeisteramt für die Ernennung des Commandanten und der vier Abtheilungsführer geeignete Personen in Vorschlag zu bringen“ (§ 34). Die Feuerwehr hat im (Neu)-Gründungsjahr 118 Mitglieder. Die Führung des Vereins obliegt nach § 38 dem Verwaltungsrat. Ihm gehören der Kommandant, sein Adjudant/ Adjunkt (Vertreter) und die Zugführer an.

Die Feuerwehr 1933 – 1945

Für die Jahre 1933 bis 1945 sind die Einträge ins Protokollbuch spärlich. In der Hauptversammlung am 28. April 1933 legt der Verwaltungsrat seine Ämter nieder. Am 8. Juli 1933 wird ein neuer Kommandant ernannt. Nach der Eingliederung der Feuerwehr in die staatliche Polizei als Hilfspolizei werden am 25. März 1940 die Feuerwehrmänner in Anwesenheit des örtlichen Parteivorsitzenden der NSDAP auf den Führer Adolf Hitler vereidigt.

Neubeginn nach 1945

Nach der Entnazifizierung (1945/46) und dem Neubeginn im Jahr 1948 unterstanden die Feuerwehren in der (französischen) Besatzungszone dem obersten Zivilverwaltungsoffizier ihres Gebiets. Der Neubeginn nach 1945 verlief parallel zum Wiederaufbau mit der Gewinnung neuer Mitglieder, der Beschaffung moderner Feuerlöschfahrzeuge und dem Bau eines neuen Feuerwehrhauses (1965) im Gemeindezentrum. 1965 wird mit 18 Mitgliedern die Feuerwehr wieder als Freiwillige Feuerwehr neu gegründet. Ab 1970 bildet die Feuerwehr Gleiszellen-Gleishorbach organisatorisch und technisch mit den anderen Ortsgruppen einen Verbund mit der zentralen Feuerwehr der Verbandsgemeinde Bad Bergzabern.

Mitgliederzahlen 1872 – 2023

Die Mitgliederzahlen der Feuerwehr Gleiszellen-Gleishorbach zeigen eine Entwicklung von 105 im Jahr 1872 über 101 im Jahr 1880, 105 im Jahr 1888, 121 im Jahr 1920, 99 im Jahr 1932, 92 im Jahr 1939, 24 im Jahr 1959, 16 im Jahr 1969, 11 im Jahr 2023.

Die alten Spritzenhäuser in der Südpfalz

Das älteste Feuerwehrhaus der Südpfalz in Barbelroth

Im Jahr 1842 wird das alte Feuerhaus in Barbelroth urkundlich erwähnt. Es ist also noch älter (um 1830). Bei ihm handelt es sich um einen einfachen, kleinen mit unbehauenen Sandsteinblöcken gemauerten Raum, ursprünglich ganz mit Faltziegeln besetzt. Im Jahr 1880 schlägt das Bezirksamt vor, einen Schlauchturm hinzuzufügen, doch der Gemeinderat lehnt dies aufgrund der ungeeigneten Lage ab. 1966 verkauft die Gemeinde das Haus. Es wird derzeit als Garage genutzt.

Die alten Spritzenhäuser von Dernbach und Eußerthal

Gummierte Hanfschläuche zur Brandbekämpfung gibt es ab 1865. Um sie fachgerecht zu trocknen (gegen ein Verkleben) sind Schlauchtürme für die Feuerwehrhäuser nötig. Im ehemaligen Annweiler-Feuerlösch-Distrikt werden ab 1859 Feuerspritzen aufgestellt. Die Distriktspritze Nr.2 für die Orte Dernbach, Eußerthal und Ramberg steht anfänglich in einer Dernbacher Scheune. Der Verbund unter den drei Gemeinden löst sich im Jahr 1871 auf. Schon vorher kauft 1868 die Gemeinde Dernbach ein Grundstück für ein Feuerwehrhaus. Der Neubau ist bereits an die damals neue Löschtechnik angepasst und hat einen Schlauchturm. Eine Finanzierungszusage des Bezirksamtes aus dem Jahr 1865 lässt auf einen raschen Bau nach 1868 schließen. Die genauen Baudaten sind nicht bekannt. Von der Torgröße und vom Baukörper her ist eine Bauzeit um 1880 anzunehmen.

Im Jahr 1871 wird in Eußerthal die Gemeindefeuerwehr als Pflichtfeuerwehr gegründet. Wahrscheinlich nach dem Ankauf einer eigenen Spritze im Jahr 1872 wird ein eigenes Spritzenhaus neben dem 1863 neu erbauten Schulhaus errichtet. Der Bauzeitpunkt ist unbekannt.

Architekten der Feuerwehrhäuser

Die Entwürfe für die Feuerwehrhäuser stammen im Regelfall von „Bauschaffnern“, den Architekten der Bezirksämter. Die Gemeinden vergeben die Bauaufträge unter der bauleitenden Aufsicht des Bauschaffners. Sie tragen die Kosten unter Finanzhilfe aus dem Feuerwehrspritzenfonds des Landes. Der Fonds wurde maßgeblich finanziert aus den Gewinnanteilen des Staates an den Feuerschutzversicherungen.

Der sog. „Bayerische Rundbogenstil“ prägte die Architekten der Ämter. Er verband Elemente des Klassizismus der Münchner Schule mit dem romanischen Rundbogen (z.B. Dom zu Speyer). August von Voith (1801–1877), einer der wichtigsten Vertreter dieses Stils, leitete mehrere Jahre lang die Bauverwaltung der bayerischen Rheinpfalz, bevor er Oberster Leiter der bayerischen Bauverwaltung wurde. Seine Arbeiten sind stilprägend für die Architektengeneration von 1850 bis 1880. Beispiele dafür in der Südpfalz sind die Markthalle in Landau (1838-40 Teilumbau), die evangelische Kirche in Wilgartswiesen (Dom des Queichtals 1840-43) und die Fruchthalle in Kaiserslautern (1843-46).

Der verstärkte Einsatz neuer, wirksamer Feuerspritzen, wie die älteste erhaltene aus dem Jahr 1873 der Feuerwehr in Barbelroth, und die Einführung gummierter Hanfschläuche mit Längen von bis zu 20 Metern erforderten spätestens mit der Gründungswelle neuer Feuerwehren 1880 den Bau entsprechend größerer Feuerwehrhäuser.

Bis dahin waren auf dem Land Feuereimer, Feuerhaken, Leitern und Spritzen in dörflichen Scheunen, Remisen oder Wachthäusern unzu­reichend gelagert. Einige wenige Gemeinden verfügten bereits über den neuen Spritzen angepasste Feuerhäuser. Im Jahr 1863 forderte das Be­zirksamt Bergzabern die Bürgermeister im Kanton Annweiler dazu auf, verstärkte Aufsicht über die „Spritzen und Spritzenhäuser“ zu führen). Im Entwurf der distriktspolizeilichen Feuerlöschordnung von 1873 wird in § 3 der Bau von Spritzenhäusern für den gesamten Bezirk be­reits angeordnet. Das wird in der Feuerlösch-Ordnung vom 26. Juli 1880 in § 2 bestätigt: „Die Spritzen und kleinere Geräthe sind in einem gut verwahrten, rein gehaltenen, trockenen und heizbaren Raume aufzubewahren“. Ab 1880 verfügen Feuerwehrhäuser zumeist über Schlauchtürme. Sie sind heute fast überall aus dem Dorfbild verschwunden.

Geschichte der Feuerwehrhäuser in Gleishorbach und Gleiszellen

Luftbild von Gleishorbach 1935 Foto M. Hofer Gleiszellen-Gleishorbach

Die Feuerwehrhäuser in Gleiszellen-Gleishorbach heben sich baulich deutlich von den stärker dörflich geprägten Gebäuden in Eußerthal und Dernbach ab. Sie haben einen baugestalterischen Anspruch.

Feuerwehrhaus Gleiszellen 1886

Die einzige bekannte Bauurkunde befindet sich im Archiv in Bad Bergzabern.

Im Jahr 1891 entwirft der Bezirksbauschaffner Wilhelm Rudolph einen Schlauchturm für das Spritzenhaus. Das legen auch Gemeinderechnungen über einen Holzankauf und Zimmermannsarbeiten aus dem Jahr nahe.

Nach einer Versicherungsrechnung der Gemeinde aus den 30iger Jahren hat es nur ein Spritzenhaus in der Gemeinde gegeben: das Spritzenhaus in Gleishorbach.

Die stilistischen Merkmale des Feuerwehrhauses zeigen Rudolph weiter der regionalen Bautradition des Rundbogenstils verpflichtet, aber im Sinne des historistischen Baustils der 90iger Jahre stärker plastisch profiliert (Tor und Fenster).

Feuerwehrhaus Gleishorbach gebaut nach 1873

Das Feuerwehrhaus hat nur einem Raum. Er reicht aus für eine große fahrbare Wagenspritze und ein bis zwei Handspritzen. Seitlich an den Wänden ist Platz für Leitern, Feuerhaken und Feueräxte. Im Schlauchturm werden die Schläuche für den Einsatz getrocknet.

Auch baustilistische Merkmale deuten auf eine frühere Bauzeit als in Gleiszellen hin, insbesondere die Fensterprofile und das zurückhaltend akzentuierte Tor. Beides erinnert an die klare Formensprache (Fenster und Eingang) der Dorfkirche St. Dionysius von 1746/48.

Das Feuerwehrhaus in Gleiszellen

Das Gleiszeller Feuerwehrhaus bildet zusammen mit dem alten Schulhaus und dem im Jahr 1886 neu errichteten Brunnenplatz ein zusammenhängendes Ensemble. Bereits 1942 betont „Der Bauberater“, herausgegeben vom Bayerischen Heimatbund, dass selbst ein kleines Gerätehaus „repräsentativ“ und eine „Zierde für den Ort“ sein solle. Vermutlich gab es im ersten Stock eine Wohnung und/oder einen Versammlungsraum. Im Jahr 2023 wird das Gebäude privat als Garage genutzt. Das Urkataster von 1842 im Landesarchiv Speyer liefert Informationen über die Baugeschichte.

Die Gemeinde erwirbt Teile des Gebäudes im Jahr 1865 für den Bau eines neuen Schulhauses mit einer Remise. Ein Wohnhaus bleibt weiterhin in privatem Besitz. 1886 erfolgt ein weiterer Teilankauf für ein Spritzenhaus, wobei der damalige Bürgermeister als Verkäufer auftritt. Der Bau des Spritzenhauses erfolgt in den folgenden Jahren.

1891 Feuerhaus Gleiszellen Schlauchturm (nicht ausgeführt) Entwurf Bezirksbauschaffner Wilhelm Rudolph

Das Feuerwehrhaus in Gleishorbach (gebaut nach  1876)

Das Feuerwehrhaus in Gleishorbach besaß bis in die 1950er Jahre einen Schlauchturm, wie Luftbilder von 1934 und Erinnerungen aus der Dorfgemeinschaft sowie der bauliche Befund innen belegen. Die heutige Lage des Feuerwehrhauses erklärt sich durch seine damalige Lage am Rand des alten Ortskerns in unmittelbarer Nähe zum Horbach.

In einer Statistik zum Stand des Feuerwehrwesens des Bezirksamtes von 1886 wird ausschließlich das Spritzenhaus in Gleishorbach aufgeführt. Eine Finanzierungshilfe aus dem Feuerspritzenfonds 1865 legt eine Bauzeit nach 1872/73, dem Gründungsjahr der Feuerwehr nahe. Der zweifelsfrei (ehemals) vorhandene Schlauchturm spricht ebenfalls für diese Zeit. Denn gummierte Feuerwehrschläuche aus Kautschuk finden eine breitere Verwendung erst nach 1875.

St. Dionysius Gleiszellen 1746/48 Foto Thomas Neiss 2023